Spieltag 6: SVD vs. Werder Bremen

svd-vs-werder_250pxKeine Atempause! Nach der 0:3-Demonstration der Bayern am Böllenfalltor empfängt der SVD am Dienstagabend Werder Bremen. Die Grün-Weißen sind nach dem Hamburger SV der Dauerbrenner der Bundesliga. Die glorreichen Jahre unter Thomas Schaaf gehören der Vergangenheit an, die Hanseaten mussten sich zuletzt in der Tabelle nach unten orientieren. Der Vorbericht zum Flutlichtduell, wie immer mit einem Blick zurück auf gemeinsame Bundesligazeiten.

Sonderlob:
Aus der Perspektive der Fans war das unterhaltsamste am vergangenen Samstagnachmittag der Auftritt von Decubitus. Die Punk-Rock-Band ist durch „Heller ist schneller“ mittlerweile auch außerhalb Darmstadts ein Begriff. Vor der Partie spielten sie am Bölle ihren Dauerbrenner „Allez les bleus„. Dabei gaben sich die Bandmitglieder erst gar keine Mühe, das vorgegebene Playback zu kaschieren. Während Musik und Gesang gnadenlos vom Band über die Boxen abgefeuert wurden, spulten Sänger Todd und Gitarrist Nouki (mit kurzerhand ausgestöpselter E-Gitarre) ein Laufpensum ab, das man sonst nur von den Lilien-Spielern kennt. Die beiden hatten sichtlich Spaß und wir Fans ebenfalls. Schließlich hatten es mit ihnen ein paar von uns von den Rängen auf den Platz geschafft: Grandios!

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So sieht’s aus:
Ehrlich gesagt, waren die 90 Minuten der Lilien-Elf gegen die Bayern weniger grandios. Das war angesichts der Weltauswahl auf der anderen Seite des Platzes gar nicht anders zu erwarten. Schließlich ging es gegen die Lewandowskis, Riberys, Robbens, Lahms und Thiagos. Ach Moment, die spielten ja gar nicht mit. Obendrein kamen Müller und Alonso erst in den letzten 20 Minuten auf den Platz. So bleibt ernüchtert zu konstatieren, dass auch der „Rest“ des Bayern-Kaders über eine solch unfassbare Qualität verfügt, dass er den Lilien nur 19 (!) Prozent Ballbesitz gewährte und mehr Pässe in Darmstadt spielte, als die Gastgeber in den bislang fünf Saisonpartien zusammen. Selbst wenn sich die Lilien in der ersten Halbzeit achtbar aus der Affäre zogen und nach dem 0:1 besser ins Spiel kamen, war ein Klassenunterschied deutlich erkennbar. Die Bayern bestritten die Begegnung wie ein Pokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner und das Resultat war dementsprechend standesgemäß.

Die erste Saison-Niederlage werden Dirk Schuster und sein Team schnell abgehaken, denn sie war das „normalste der Welt“, wie der Coach später in die Kameras sagte. Mit sechs Punkten aus fünf Partien ist der SVD nach wie vor im Soll. Nun kommt Werder ans Böllenfalltor. Auf dem Papier der schwächste Lilien-Kontrahent im September, der ansonsten die Schwergewichte Leverkusen, Bayern und Dortmund bereithält. Der überraschende Dreier in Leverkusen wird erst richtig wertvoll, wenn die 98er gegen Bremen nachlegen. Doch die Gäste sind nach der Last-Minute-Heimniederlage gegen Ingolstadt unter Zugzwang. Eine zweite Niederlage gegen einen Aufsteiger wollen sie sich nicht nachsagen lassen. Mit Routinier Claudio Pizarro hat Werder enorme Qualität hinzugewonnen. Erneut werden die Lilien den Fokus auf ein diszipliniertes Defensivverhalten legen. Nach vorne wird es mit mehr Vehemenz gehen (müssen), als in den Heimspielen gegen Bayern und Hoffenheim. Im Zweifel muss es halt wieder ein Standard richten. Der könnte allerdings auch auf der Gegenseite einschlagen. Schließlich sind Pizarro und Verteidiger Jannik Vestergaard enorm kopfballstark und der vermutlich wieder genesene Zlatko Junuzovic ist ein ausgewiesener Freistoßspezialist.

Alter Bekannter:
Felix Kroos ist der einzige Spieler des SVW, der das Bölle aus eigener Erfahrung kennt. Am 27. November 2011 kam der Offensivspieler mit der Zweitvertretung von Werder zur Drittligapartie nach Darmstadt und erwies sich als generöser Gast. Beim 2:0 blieben alle drei Punkte am Böllenfalltor. Zusammen mit Kroos stand in der damaligen Werder-Elf übrigens Leon Balogun, in der vergangenen Saison einer der Aufstiegshelden des SVD.

Wir & Die & Die Bundesliga:
Werder Bremen war bislang ein gern gesehener Gast am Böllenfalltor. Neben einem 1:1 im Frühherbst 1981 erzielten die Lilien am 32. Spieltag der Saison 1978/79 ihren bislang höchsten Bundesligasieg. 3:0 hieß es am Ende und dennoch machte der kicker damals Defizite im Angriffsspiel der 98er aus: „Schon bis zur 25. Minute hätte es 5:1 heißen müssen: Es war wie so oft: 98 (…) im Angriffsspiel ohne die nötige Kaltschnäuzigkeit.“ So seien viermal Lilien-Spieler alleine auf Werder-Keeper Dieter Burdenski zugelaufen und scheiterten allesamt. Letztlich traf Sturmführer Peter Cestonaro zweimal sowie Lilien-Legende Walter Bechtold per Strafstoß. Ein Erfolgsrezept im damaligen Spiel könnte am Dienstagabend seine Neuauflage erleben: „Mit langen Pässen wurde die Bremer Abwehr fast nach Belieben aufgerissen“.

Ach ja, vor fünf Jahren spielten wir …
… ebenfalls unter der Woche beim SSV Ulm 1846. Nach einem zuvor guten Lauf verloren die Lilien um Kapitän Boris Kolb überraschend deutlich mit 3:0. Die Niederlage ließ sich keine vier Monate später jedoch bestens verschmerzen. Im Januar 2011 beantragten die Spatzen Insolvenz, wodurch alle ihre bis dahin gespielten Partien annuliert wurden. Die Lilien profitierten von diesem Sachverhalt. Während sie selbst keine Zähler abschreiben mussten, verloren die Aufstiegskonkurrenten aus Stuttgart und Kassel einen Punkt beziehungsweise drei Punkte. Der SVD befand sich somit zum Rückrundenauftakt in einer besseren Position für seine letztlich erfolgreiche Aufholjagd.

Und die Junglilien?
Die geben Anlass zur Sorge! Wenn der Tabellenletzte (SVD) zum Drittletzten (SpVgg Greuther Fürth) fährt, dann besteht zumindest ein wenig Hoffnung, dass dort etwas zu holen ist. Dass es dann allerdings eine Klatsche setzt, stimmt bedenklich. Mit sage und schreibe 7:0 mussten sich die Junglilien geschlagen geben. Bei einem Team, das zuvor in fünf Partien selbst erst vier Tore erzielt hatte! Die Bilanz der U19 aus Darmstadt liest sich bedenklich. 4:28 Tore und null Punkte lassen nach sechs Spielen Zweifel an der Bundesligatauglichkeit des Aufsteigers aufkommen. Jetzt heißt es erst einmal Durchschnaufen, bevor es am Wochenende weitergeht.

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