Spieltag 13: FC Ingolstadt vs. SVD

Schanzer-vs.LilienEin Sonntagabend im November in Ingolstadt. Nun ja, es mag prickelndere Kontrahenten und Anstoßzeiten geben, aber die Lilien-Fans werden sich am allerwenigsten darüber beklagen. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um ein Bundesligaspiel handelt.

So sieht’s aus:
Zwei Aufsteiger unter sich. Zwei Aufsteiger, die bislang in der Bundesliga überraschten. Ingolstadt auf Platz 10 und Darmstadt auf Platz 13 hielten im ersten Saisondrittel einen respektvollen Abstand zu den Abstiegsrängen, die doch eigentlich für sie reserviert schienen. Beide haben sich fürs Erste Respekt im Oberhaus erworben. Vor allem die Defensivstärke der beiden Teams fällt auf. Die Basis auf der sie fußt, ist jedoch grundverschieden. Ingolstadt attackiert den Gegner sehr früh, Darmstadt erwartet ihn kompakt stehend in der eigenen Hälfte. Der Ingolstädter Weg ist dabei sogar der erfolgreichere. Neun Gegentore nach zwölf Spielen sind herausragend. Die Lilien stehen im Ligavergleich mit 16 Gegentreffern ebenfalls gut da. Beide eint, dass sie den Ball möglichst schnell aus der eigenen Gefahrenzone klären. Lange Bälle sind dabei das probate Mittel.
Im Vergleich zur Zweitliga-Saison verblüfft die mangelnde Durchschlagskraft der Ingolstädter im Offensivspiel. Umso mehr als sie früh angreifen und bei Ballgewinn der Weg zum gegnerischen Tor kurz ist, eine ungeordnete Defensive des Kontrahenten inklusive. Erst sieben Treffer sind jedenfalls äußerst überschaubar. Alleine Marcel Heller kann beim SVD schon fünf Kisten auf sich verbuchen. Das Spiel verspricht eine enge und vermutlich zähe Veranstaltung zu werden. Da Sandro Wagner bei den Lilien gelb-gesperrt fehlt, dürfte Dominik Stroh-Engel in die Stammelf rotieren.

Alte Bekannte:
Romain Brégerie. Mit ihm wechselte einer der Aufstiegshelden vom Bölle zur neuen Saison die Seiten. Das sahen die Lilien-Fans nicht gerne. Der Franzose hatte sich in Darmstadt sofort als technisch beschlagener Innenverteidiger einen Namen gemacht. Doch nicht nur die Defensive stand mit ihm äußerst stabil. Auch nach vorne ging was: Acht Torbeteiligungen waren vor allem auf seine Stärke bei Standards zurückzuführen. Dass Brégerie dann ausgerechnet zum Mitaufsteiger ging, zeigte dem SVD überdeutlich, wie es um den eigenen Stellenwert bestellt war: noch geringere Chancen auf den Klassenerhalt als die Schanzer und noch weniger Finanzkraft, um eine Säule der Aufstiegself zu halten.
Eine weitere Ex-Lilie bei den Ingolstädtern tritt heute nicht mehr gegen den Ball. Stefan Leitl schnürte vor einem Jahrzehnt drei Spielzeiten lang die Kickschuhe am Böllenfalltor. Danach ging er nach Ingolstadt und führte sie als Kapitän in die 2. Bundesliga. Heute trainiert er beim FCI die 2. Mannschaft, die in der Regionalliga Bayern auf Rang 7 liegt.

Wir & Die & Die Bundesliga:
Nun, da Ingolstadt blutiger Bundesliga-Newcomer ist, kann sich der geneigte Statistiker den Gang ins Archiv sparen. Die direkten Duelle fanden bislang in der 2. und 3. Liga statt und lassen sich an einer Hand abzählen. Kurios dabei: Alle vier Spiele endeten 2:2. 2006 schoss Stefan Leitl die Lilien höchstpersönlich in Führung. In allen Partien erzielte der SVD das 1:0, immer kam es zur Punkteteilung. Dabei hatten die 98er die Schanzer beim Hinspiel der vergangenen Saison schon am Haken, ehe ein gewisser Karl-Heinz Lappe in der Nachspielzeit den sicher geglaubten Sieg zunichte machte. An das Spiel wird sich Aytac Sulu noch aus einem weiteren Grund nur ungern erinnern. Bei einem Zusammenprall mit Christian Mathenia zog er sich diverse Knochenbrüche im Gesicht zu und mutierte wochenlang zum Maskenmann.
Das Rückspiel kurz vor Weihnachten 2014 beschleunigt noch heute bei allen Lilien-Anhängern den Puls. Der FCI kam als unangefochtener Tabellenführer ans Bölle und erzielte nach 20 Minuten durch Pascal Groß das 1:1. Der Mittelfeldspieler – einer der herausragenden Akteure der abgelaufenen Zweitligasaison – ließ danach seine gute Kinderstube vermissen und stürmte schnurstracks vor den A-Block, wo er sich zum Affen machte. Altersweise Fans mögen diesbezüglich mit Nachsicht auf seine Geburtsstadt verweisen: Mannheim.  Die Nachspielzeit hatte es dann nochmals in sich. In ihr sollte nur ein Spieler den Ball haben: FCI-Keeper Ramazan Özcan. Er hatte den Ball abgefangen, woraufhin sich die Lilien auf die Höhe der Mittellinie zurückzogen. Doch Özcan dachte gar nicht daran den Ball ins Spiel zu bringen, sondern tänzelte mit ihm zwei Minuten lang durch den eigenen Strafraum.

Ach ja, an diesem Wochenende vor fünf Jahren …
… riefen die Lilien-Fans das Auswärtsspiel in Memmingen zur Europapokalpartie aus. Da Memmingen aus Darmstädter Sicht schon fast in Österreich liegt, wollten einige Anhänger der 98er der tristen Regionalliga-Realität entfliehen, indem sie der Partie einen ordentlichen internationalen Anstrich verliehen. Memmingen verfügt über einen Regionalflughafen und so lag es für ein paar SVD-Fans nahe, sich per Flieger auf den Weg zu machen. Von Frankfurt-Hahn ging es über Barcelona-Girona „geradewegs“ nach Memmingen. Auch der Rest ließ sich nicht Lumpen und fuhr per PKW, Bus oder Zug ins Allgäu. Schlussendlich trafen sich rund 350 Darmstädter im Memminger Stadtzentrum und feierten dort eine (polizeilich bestätigte) friedlich-fröhliche Party bevor sie ins Stadion zogen. Ach ja, das Spiel endete schiedlich-friedlich 1:1.

Und die Junglilien?
Die ließen zuletzt mit einem Paukenschlag aufhorchen. Die U19 fuhr vor 14 Tagen als Tabellenletzter zum Klassenprimus 1860 München. Schon mehrmals hatte es unter ähnlichen Voraussetzungen üble Klatschen gegeben. Wie würden die Junglilien da erst bei den Löwen bestehen, die zuvor alle Spiele gewonnen hatten? Sie spielten einfach zu Null! Dass auch vorne die Null stand, war herzlich egal. Die kleinen 98er hatten den wohl überraschendsten Punktgewinn der U19-Bundesliga Süd/Südwest eingeheimst. Nun geht es gegen den zweiten Münchner Kontrahenten, den Nachwuchs der Bayern. Vielleicht gibt es gegen den Tabellendritten ja wieder eine Überraschung.

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