5. Spieltag (#d98boc): „Wir haben noch Probleme bei der Konstanz.“

Vier Spiele. Zehn Punkte. Der Saisonauftakt der Lilien darf als geglückt gelten. Und dann wurde in den letzten Tagen auch noch Felix Platte an Land gezogen und das Trainerteam verlängerte geschlossen bis 2020. Wenn das mal nichts ist! Dennoch greifen auf dem Platz, insbesondere im Spiel nach vorne, längst noch nicht alle Rädchen ineinander. Am Sonntag kommt der VfL Bochum ans Böllenfalltor, der mit Sidney Sam einen alten Bekannten im Gepäck hat.

So sieht’s aus:

Die Moral stimmt. Auch in Duisburg war nicht alles Gold was glänzt. Doch die Lilien steckten wie schon in Lautern einen Rückstand weg und schafften auf der Zielgeraden dank Yannick Stark sogar noch einen 2:1-Erfolg. Selbst, wenn das spielerische Element noch nicht den Vorstellungen von Torsten Frings entsprechen dürfte, der SVD beißt sich regelmäßig in die Partien und tritt allen voran in der Defensive überzeugend auf.

Kurz vor dem Schließen des Transferfensters kam noch ein wenig Bewegung in den Kader. Der 18-jährige brasilianische Testspieler Joao Renato da Cunha – genannt Pará – wurde fest unter Vertrag genommen, gilt aber lediglich als Perspektivspieler. Deutlich mehr Spuren hinterlassen dürfte Felix Platte, der nach seiner anderthalbjährigen Leihe nun für eine Million Euro fest von Schalke 04 verpflichtet wurde. Auf dem Absprung ist hingegen Roman Bezjak, die Nummer fünf in der aktuellen Stürmerhierarchie. Dies deutete Torsten Frings bei der Pressekonferenz vor dem Bochum-Spiel an. Doch wohin könnte es ihn noch ziehen? Transfers in die Türkei und nach Tschechien sind noch bis morgen (8. September) möglich. Wechsel nach Portugal können bis zum 22. September über die Bühne gehen und nach Australien sogar bis zum 16. Oktober. Wenngleich ein solcher Transfer für den frischgebackenen zweifachen Vater aus familiären Gründen unwahrscheinlich erscheint. So oder so, Torsten Frings hat keinen Bedarf mehr an dem Slowenen.

Der Coach selbst sorgte am Dienstagabend für ein großes Hallo unter den Lilienfans. Beim Fanabend verkündeten Torsten Frings, sein Co Björn Müller, Torwarttrainer Dimo Wache und Atheltiktrainer Kai Pater Schmitz ihre Vertragsverlängerung bis 2020. Zuvor hatte Frings schon gegenüber dem Darmstädter Echo durchblicken lassen: „Ich komme jeden Tag gerne hierher, das ist das Wichtigste. (…) Wir sind gerade dabei, hier in Darmstadt etwas zu entwickeln und aufzuholen. Es ist geil, Teil dieser Veränderung zu sein.“ Teil dieser Veränderung sollen die zahlreichen, langfristig verpflichteten Neuzugänge sein: „Wir wollten weg davon, Spieler auf den letzten Drücker zu holen. Das ist nicht mehr unser Weg. Wir wollen langfristig aufbauen. Denn nur das kann unsere Zukunft sein.“

Zu den Last-Minute-Neuzugängen des VfL Bochum zählt mit Sidney Sam ein in Darmstadt noch bestens bekannter Spieler. Sein halbjähriges Intermezzo am Böllenfalltor brachte für beide Seiten nicht den erhofften Win-Win-Effekt. Der ehemalige Nationalspieler kehrte zurück nach Schalke, wo er allerdings ebenfalls nicht mehr gewollt war. Nachdem er sich in Bochum fit hielt, verpflichteten ihn die Westdeutschen auf den letzten Drücker. Auf die Partie in Darmstadt habe er „richtig Bock“. VfL-Fan Marcel sagt mir gleich, was er von der Verpflichtung des ehemaligen Nationalspielers hält.

Zuvor noch ein Hinweis auf eine wertvolle Aktion: Am Sonntag kommt es vor und nach der Partie in der benachbarten Sporthalle der TU zu einer Typisierungsaktion. Das Ziel ist es, einen geeigneten Stammzellenspender für die an Blutkrebs erkrankte Marion zu finden. Wer sich also noch nicht bei der DKMS hat typisieren lassen, der sollte es am Sonntag tun: Marion und allen Spendebedürftigen zuliebe!


Der Kontrahent hat das Wort:

Marcel kommt aus dem Pott und drückt seine Daumen für den VfL aus Bochum. Wer ihm auf Twitter folgt, ist auch über seinen Klub gut informiert.

Marcel, kurz vor Saisonstart schasste der VfL Trainer Gertjan Verbeek. Was lief da schief und wie wurde die Entscheidung in der Fanszene aufgenommen?
Da lief wohl vor allem zwischenmenschlich ziemlich viel schief. Gertjan Verbeek ist ein Trainer der eine hervorragende sportliche Kompetenz hat, aber dafür leider auf der persönlichen Ebene ein schwieriger Mensch ist. Er sagt immer was er denkt und er ist ein Sturrkopf der Sonderklasse. Dieses Verhalten belastet eine längerfristige Zusammenarbeit und mit diesem Verhalten ist er angeblich schon vor etwas längerer Zeit bei Mitarbeitern im Verein angeeckt. In unserem Trainingslager in den Niederlanden ist die Lage eskaliert und unser Sportvorstand Christian Hochstätter sah sich gezwungen zu handeln.
Natürlich fanden viele Fans den Zeitpunkt sehr fragwürdig, und eine Minderheit war traurig dass er gehen musste. Der Großteil der Fans konnte die Entscheidung aber akzeptieren. Verbeek hatte bei den Fans etwas seinen Kredit verspielt, da die letzte Spielzeit ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu den beiden Saisons davor war. Spielerisch konnte die Mannschaft nicht überzeugen wie vorher. Das lag mitunter an sehr vielen Verletzungen, aber auch Verbeek präsentierte sich nicht immer von seiner besten Seite und zog auf Pressekonferenzen des Öfteren Missgunst auf sich.
Ich persönlich finde es nichtsdestotrotz schade, dass Verbeek gehen musste. Natürlich ist er daran selbst Schuld, aber die Entwicklung die der Verein unter ihm genommen hat war positiv und ich hätte gerne gesehen, was er hier in Bochum noch hätte bewirken können. Spätestens nach Ende dieser Saison, nach der sein Vertrag ausgelaufen wäre, wäre seine Zeit in Bochum aber wohl sowieso vorbei gewesen.

Mit Ismail Atalan setzt Bochum jetzt auf einen Coach, der wie Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco und Kenan Kocac zu den jungen Wilden gehört. Wie zufrieden bist Du mit der Personalie?
Es ist schwer Atalan nach den ersten vier Spielen zu beurteilen. In den ersten zwei Spielen sah vieles noch wie bei Testspielen in der Vorbereitung aus. Es wirkte für mich so, als hätte die erste Hälfte der Vorbereitung einfach gefehlt. Er musste in den ersten beiden Spielen viel ausprobieren, doch seit der zweiten Halbzeit in Duisburg haben wir mit einem 4-3-3 unser Spielsystem für die Saison gefunden.
Die bisherigen Spiele unter Atalan hatten allesamt ein großes Problem: Die Mannschaft spielte in den Spielen phasenweise unter ihren Möglichkeiten und das kostete uns bereits Punkte. Aber ganz grundsätzlich gefällt mir die offensiv ausgerichtete Spielweise sehr gut. Wir versuchen vieles spielerisch zu lösen und pressen sehr früh. Das sind auch ungefähr die Kernpunkte, für die der VfL spielerisch stehen möchte. Die verkörpert Atalan, ob es letztlich passt, wird man sehen müssen.

Sportvorstand Christian Hochstätter sprach vor Saisonbeginn ganz unverblümt vom Aufstieg. Die Neuzugänge Robbie Kruse, Lukas Hinterseer, Sidney Sam und Robert Tesche unterstreichen die Ambitionen. Ist die Maßgabe für dich also nachvollziehbar?
Ich finde es ziemlich schwierig diese Frage zu beantworten. Die Ambitionen sind auf jeden Fall nachvollziehbar. Was sollen wir auch sonst wollen? Ich meine bei der aktuellen Situation in der zweiten Liga sollten sechs bis acht Vereine genau diese Ambitionen haben. Ich würde aber schon sagen, dass die Herangehensweise von Hochstätter nicht optimal war. Mit seinen Aussagen hat er viel Druck aufgebaut. Da hätte ich es besser gefunden, wenn er sich etwas zurückhaltender geäußert hätte. Er hätte erst mal sagen können, dass man sich oben fest spielen möchte und man dann im Verlauf der Saison schaut, was geht.
Mit den getätigten Transfers sind wir in dieser Transferperiode von der Marschroute der letzten Jahre abgewichen. In den letzten Jahren haben wir meistens sehr junge Spieler mit Entwicklungspotenzial verpflichtet. In dieser Saison sind wir dazu übergegangen, gestandene Profis zu verpflichten, die bereits Erstliga-Erfahrung vorweisen können.

Sam lief in der letzten Rückrunde für die Lilien auf, konnte sich allerdings nicht für ein weiteres Engagement empfehlen. Was erwartest Du von ihm?
Er hält sich bereits seit Anfang August beim VfL fit und konnte seitdem mit der Mannschaft trainieren. Daher weiß unsere sportliche Führung sicherlich ganz genau, was für einen Spieler sie sich mit ihm ins Boot geholt haben. In den Trainingseinheiten konnte er sich für ein Engagement bei uns empfehlen und wurde mehrfach sehr positiv von unserem Trainer gelobt. Da Sam bereits einen Monat mit der Mannschaft trainiert, erhoffe ich mir, dass er schnell eine Hilfe sein kann. Wir brauchen dringend einen weiteren „echten“ Flügelspieler neben Robbie Kruse und Bandowski. Denn ein Problem brachte der Trainerwechsel mit sich, unser Kader musste etwas umgekrempelt werden, da Verbeek keine klassischen Flügelspieler auf den Außen mochte. Er bevorzugte Außenspieler, die eine gute Technik haben, ballsicher und nicht besonders schnell sind. Im Prinzip Spielmacher. Atalan mag eher klassische Flügelspieler wie Robbie Kruse oder eben Sidney Sam.

Mit Felix Bastians, Thomas Eisfeld und Alexander Merkel spielen drei Spieler beim VfL, die als junge Kicker ins Ausland gegangen sind. Merkel wurde schon früh als künftiger Starspieler betrachtet. Es kam anders. Wie macht er sich bei euch?
Im Vergleich zu Felix Bastians und Thomas Eisfeld hat Alexander Merkel so seine Problemchen beim VfL. Im letzten Jahr hatte er ein paar Einsätze, meistens auf dem Flügel, wo er gar nicht hinpasst und das sah man in den wenigen Spielen auch. Seine Vorbereitung dieses Jahr war ordentlich und er war zu Beginn der Saison sehr nah an der ersten Elf. Bisher spielte er eine Halbzeit in der Liga und ca. 60 Spielminuten im DFB-Pokal. Ob seine Einsatzzeiten ansteigen, bezweifle ich, da mit Robert Tesche zusätzliche Konkurrenz kurz vor Transferschluss verpflichtet wurde. Nun haben wir mit Losilla, Janelt, Stöger, Eisfeld, Tesche, Saglam und eben Merkel sieben Spieler für drei Mittelfeldpositionen. Aber eins muss man Atalan bisher attestieren, wenn ein Spieler im Training überzeugt und hart arbeitet, dann wird er dafür auch belohnt. Also es gibt durchaus eine Chance, dass sich Merkel mit guten Leistungen für die erste Elf oder zusätzliche Einsätze empfehlen kann.

Welche Stärken im Spiel des VfL dürften wir am Sonntag am Böllenfalltor erleben und wo schleichen sich dahingegen immer wieder Fehler ein?
Im Idealfall sehen wir einen VfL Bochum der Darmstadt sehr früh attackiert, schnellen attraktiven Fußball spielt und versucht so gut wie jede Situation spielerisch zu lösen. Probleme haben wir wie gesagt noch bei der Konstanz. Wir sind bisher in jedem Spiel immer eingebrochen und hatten phasenweise keinen Zugriff mehr aufs Spiel. Das müssen wir abstellen. Auch unser Torwart Manuel Riemann steht ein bisschen unter Beobachtung, da er bisher leider an die schlechte Vorsaison anknüpft und in Bielefeld ein sehr schlechtes Spiel abgeliefert hat. [Anm.: Keeper Riemann verletzte sich am heutigen Donnerstag im Training und dürfte am Sonntag nicht auflaufen]

Der Last-Minute-Erfolg gegen Dresden hat einen Fehlstart verhindert. Ist der Bock damit jetzt umgestoßen?
Ich hoffe es doch. Die guten Ansätze sind in jedem Spiel zu sehen gewesen. Es gilt jetzt über 90 Spielminuten hinweg konzentriert zu sein und das Potenzial auszunutzen, das in der Mannschaft steckt. Wenn wir das schaffen, bin ich positiv gestimmt, dass wir uns im Verlauf der Saison im oberen Drittel festspielen. Ob es dann für ganz oben reicht, wird man sehen müssen. Rein vom Kader dürfen wir uns meiner Meinung nach nicht vor den „Großen“ der Liga verstecken. Ich wünsche allen Darmstädtern am Sonntag ein gutes Spiel! Glück Auf!

Besten Dank, Marcel. Auf eine lebhafte Partie.


Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast

In der Vorwoche sprachen wir zu viert über das letzte Spiel in Duisburg und begrüßten freudig den Transfer von Felix Platte. Zudem tauschten wir uns mit einigem Halbwissen über die oben schon angesprochene Typisierungsaktion aus.


Gleiche Liga, gleicher Spieltag: Saison 2014/15

Quelle: kicker

Ein Gedanke zu “5. Spieltag (#d98boc): „Wir haben noch Probleme bei der Konstanz.“

  1. Pingback: 5. Spieltag (#d98boc): „Wir haben noch Probleme bei der Konstanz.“ | re: Fußball

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.