24. Spieltag (#d98fch): Festklammern am Banner

Nichts geht mehr? Nun, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, auch wenn sie beim SVD inzwischen schon recht schwach auf der Brust ist. Vier Niederlagen in Serie haben das gute Gefühl nach dem Spiel bei St. Pauli aufgebraucht. So viele Niederlagen am Stück hatte Dirk Schuster in seiner ersten Amtszeit am Böllenfalltor nicht zu verantworten. Gegen Heidenheim heißt es gegenzusteuern. Nun aber endlich, wirklich, definitiv!

So sieht’s aus:

Im Vorbericht zum Lauternspiel schrieb ich noch: „es gilt einen Rückstand zu vermeiden“ und „wer am Mittwoch das Feld als Verlierer verlässt, dem gehen fürs Erste die Argumente im Abstiegskampf aus.“ Tja, die Lilien lagen sogar mit 0:2 zurück und verloren letztlich mit 1:2. Insofern schrillen im und um den Klub alle Alarmglocken. Nach der Partie am Mittwoch sprach Dirk Schuster wie so oft von einem guten Spiel. Ja, die Mannschaft trat engagiert auf, kombinierte sich immer wieder vor das gegnerische Tor und es kamen tatsächlich auch Chancen bei rum. Wer diese allerdings nicht nutzt und am Ende zum wiederholten Male gegen die direkte Konkurrenz ohne Punkte da steht, der macht die Situation nicht wirklich besser, wenn er von intakter Mentalität und vorhandener Leistungsbereitschaft spricht. Diese sind im Abstiegskampf allen voran eines: Grundvoraussetzungen. Dass Peter Niemeyer bis auf Weiteres nicht aufs Feld zurückkehren wird, ist in kämpferischer und mentaler Hinsicht allerdings ein echter Nackenschlag.

Und dennoch zählen in der aktuellen Situation nurmehr Dreier. Neun Punkte aus den letzten 17 Partien sind ein erschreckendes Zeugnis. Hinten schafft es das Team einfach nicht die Fehler abzustellen. Den Gegnern wird regelmäßig (zu) viel Raum gelassen (wie vor dem 0:1) und die Mannschaft ist um Umschaltspiel nach hinten schlichtweg zu wenig kompakt und auch zu langsam (wie beim 0:2). Eigentlich war Dirk Schuster angetreten diese Baustellen zu schließen, stattdessen sprechen acht Gegentore in 360 Minuten eine andere Sprache. Und vorne ging die Durchschlagskraft irgendwann im Herbst flöten und wurde seither nicht wieder gefunden. Das Allheilmittel Flanken auf die einzige Sturmspitze im blauen Dress, ist oft genug ein gefundenes Fressen für die Innenverteidigung der Kontrahenten.

Sollen die nächsten elf Partien nicht die letzten in der 2. Bundesliga werden, dann müssen die Lilien bei jetzt 22 Punkten irgendwo noch fünf Siege herbeischaffen, oder vier Siege und drei Unentschieden. Wie das gelingen soll, dazu fehlt im Moment ein wenig die Phantasie. Allerdings zeigten auch die Lauterer, dass man sich aus einer noch viel aussichtsloserer Situation zurückkämpfen kann. Der Hoffnung beim SVD Ausdruck verleiht das Banner „We fight together“, das bis Saisonende zwischen der Mannschaft und den aktiven Fans hin und her wandert. Unter der Woche verbleibt es beim Team, während der Spiele hängt es vor dem Fanblock. Dort wird es auch am Sonntag hängen, wenn die Lilien den 1. FC Heidenheim empfangen, der wie die 98er bereits 39 Tore kassiert hat. Wenigstens ein kleiner Mutmacher, neben dem Festklammern am Banner.


Der Kontrahent hat das Wort:

Wenn es beim eigenen Klub schon bescheiden läuft, dann spielen erstmals auch die Gästefans nicht mit. Meine Anfragen bei Heidenheim-Anhängern blieben unbeantwortet, weshalb hier ein kleiner Faktenschnipsel zum kommenden Kontrahenten ausreichen muss:

  • Wie man sich aus der Abstiegszone befreit, das hat Heidenheim erfolgreich gezeigt. Zwischen dem 5. und 15. Spieltag pendelte der FCH zwischen dem 15. und 16. Platz hin und her, bevor eine wiedergefundene Heimstärke und 14 Punkte aus den letzten sieben Spielen in 2017 den Umschwung brachten. Auch in diesem Jahr läuft es weiterhin top. Zehn Punkte aus fünf Spielen machen den Klub von der Ostalb zu einem der formstärksten Teams der Liga.
  • Auswärts lief es zuletzt allerdings nicht so rund. Ein Remis in Duisburg und zwei Niederlagen in Fürth und Regensburg lassen ein wenig Raum für Phantasie und auf Zählbares für die Lilien hoffen.
  • Und wenn man sich schon an Strohhalme klammert, dann darf auch Arne Feick nicht unterschlagen werden. Der Außenverteidiger der Heidenheimer stand 2014 in den Relegationsduellen des SVD gegen Bielefeld für die Ostwestfalen auf dem Platz. Wäre doch schön, wenn er am Sonntag an seine damaligen Leistungen anknüpfen könnte.
  • Marc Schnatterer kennen wir am Bölle bereits aus gemeinsamen Regionalligazeiten. Der Kapitän und offensivstarke Dauerbrenner zählt aktuell zu den notenbesten Spielern der 2. Liga. Daneben schickt er sich an, zum dritten Mal in den vier Jahren Zweitligazugehörigkeit des FCH, unter den Top3 der Scorerwertung zu landen. Seine Torbeteiligungsquote stieg dabei in den letzten beiden Jahren sogar noch an. Auch die Lilien ließ er das im Hinspiel spüren, als er beide Gegentreffer mustergültig auflegte.
  • Frank Schmidt steht am Sonntag in seinem 383. Spiel für Heidenheim an der Seitenlinie. Dabei kommt es zum zwölften Duell gegen den SVD. Das erste Mal trennte man sich im November 2008 am Böllenfalltor mit 1:1. Für die Gäste lief damals bereits Marc Schnatterer auf, für die 98er traf Andreas Baufeldt auf Vorlage von Christian Remmers. Remis endeten auch die letzten vier Begegnungen. Beim letzten Aufeinandertreffen am Bölle bewies Schmidt ein gutes Händchen. In der 77. Minute wechselte er Marc Schnatterer, Marcel Titsch-Rivero und Florian Niederlechner ein und keine Minute später traf Letzterer nach Vorarbeit von Niederlechner.

 


Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast

Wir mussten diese Woche ohne Aufnahme verstreichen lassen und hoffen inständig, dass wir am kommenden Montag nicht drei Niederlagen aufarbeiten müssen.


Gleiche Liga, gleicher Spieltag: Saison 2014/15

Quelle: kicker