25. Spieltag (#sgdd98): „Hohes aggressives Pressing schmeckt uns gar nicht.“

Ist das Glas nun halb leer oder halb voll? Nimmt man das 1:1 vom vergangenen Wochenende gegen Heidenheim, dann ist es bei inzwischen vier Punkten Rückstand auf den Relegationsrang halb leer. Berücksichtigt man, dass die Lilien nach einem Rückstand und 73-minütiger Unterzahl zurückkamen, dann ist es halb voll. Hoffen wir, dass es nach dem Freitagabendspiel in Dresden mit Nachdruck als halb voll bezeichnet werden darf!

So sieht’s aus:

Also eines kann man den Lilien nicht vorwerfen: Dass sie sich nicht treu bleiben würden! Wie schon gegen Duisburg, Bielefeld und Kaiserslautern gerieten sie auch gegen Heidenheim am vergangenen Sonntag in Rückstand. Als dann in der 17. Spielminute Innenverteidiger Immanuel Höhn nach einer Notbremse vom Platz flog, da schwante einem auf der Gegengerade schon Böses. Im Grunde genommen hätte das Spiel dann schon gelaufen sein können. Doch auch in einer anderen Hinsicht blieben sich die 98er treu: Sie steckten nicht auf, kämpften und versuchten immer wieder den Vorwärtsgang einzulegen.

Letztlich wurde der Mut (der Verzweiflung?) belohnt. In der 60. Minute köpfte Joevin Jones seinen zweiten Treffer im Liliendress. Zwei Alutreffer für die Gäste später, besiegelte der Schlusspfiff den ersten Punktgewinn nach vier Niederlagen. Selbst wenn sich der Punkt nicht in der Tabelle positiv auswirkte, so ist er hoffentlich positiv für die Moral und das Selbstbewusstsein der Schuster-Truppe. Besonders positiv war, dass der Support der Heimfans vor dem Ausgleich spürbar stärker wurde. Insofern war der Zähler eine gelungene Koproduktion von Fans und Team. Mut macht auch, dass nach dem Platzverweis gegen Höhn der bislang nicht sonderlich glücklich spielende Slobodan Medojevic seine beste Leistung bei den 98ern abrief. Auch die Offensivabteilung mit Tobi Kempe, Joevin Jones, Dong-Won Ji und Felix Platte spulte viele Kilometer ab und kombinierte sich immer wieder in Richtung Strafraum der Gäste. Kevin Großkreutz trat nach dem Pausentee ebenfalls verbessert auf.

Dass er nun in Dresden genauso wie Höhn gesperrt ist, ist ein Wermutstropfen. Hinzu kommt, dass Medojevic und Brégerie angeschlagen sind sowie Sirigu und Niemeyer in jedem Fall ausfallen. Es könnte eine ziemliche Wundertüte werden, die da in Dresden auf dem Platz steht. Und das, wo sich die Situation in der Tabelle ziemlich brenzlig darstellt. Zum Rest der Liga entsteht langsam ein kleiner Rückstand. Und auch wenn es nach dem Heidenheim-Spiel nachvollziehbar war, dass Spieler und Offizielle die positiven Aspekte hervorhoben, so lügt das Klassement eben nicht. Wenn der SVD nicht aufpasst, so bleiben vor lauter kleinen Schritten die alles entscheidenden aus: Siege! In den letzten 18 Partien war es genau einer.


Der Kontrahent hat das Wort:

Ludwig ist Anhänger der SGD und hat zuletzt einen Statistik-Blog ins Leben gerufen, der einen Fokus auf die 2. Bundesliga legt.

Ludwig, 32 Punke und Platz zwölf nach 24 Spieltagen. Das liest sich für Lilien-Verhältnisse fast schon paradiesisch. Bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?
Ich bin unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Mannschaft früh von Verletzungen und einigen unglücklichen Entscheidungen zurückgeworfen wurde, mit der aktuellen Situation zufrieden. Es sind rein statistisch nur noch drei Punkte bis zum Klassenerhalt und diese wollen wir natürlich so schnell wie möglich holen.

Seit Ende Oktober habt ihr nur gewonnen oder verloren. Lässt sich das so interpretieren, dass die SGD gerne alles oder nichts spielt?
Wenn man die reinen Ergebnisse betrachtet – ja. Aber wenn man sieht, wie diese Ergebnisse entstanden sind, dann muss ich dies klar verneinen. Mit 17 Gegentoren in den letzten 15 Minuten stellt man in dieser Rubrik das Schlusslicht dar. Die Behauptung, es würde an der Physis, also der Ausdauer, liegen, teile ich nicht. Ich sehe hier vor allem die oftmals mangelnde mentale Frische als Grund. Man darf aber ebenso nicht vergessen, dass wir viele junge Spieler in den Reihen haben, die eben noch nicht über die Erfahrung verfügen können.

Mehr als ein Viertel aller Tore erzielte Lucas Röser, der im Sommer aus Großaspach kam. Sonderlich viel Anlaufzeit brauchte der 24-Jährige offenbar nicht.
Ja, mit Lucas Röser hat man einen „Nobody“ aus der 3. Liga verpflichtet, von dem ich in seiner ersten Saison nicht so viele Tore erwartet hätte. Seine Präsenz auf dem Platz und auch seine Statur vergleiche ich gerne mit Thomas Müller. Wenn man ihn im Spiel sieht, wirkt er doch sehr schlacksig und teilweise etwas verloren im Raum, dennoch glaube ich, dass in ihm noch viel Potenzial steckt, das er mit Einsatzzeiten und Vertrauen kontinuierlich weiterentwickeln kann. Ich wünsche mir, dass er lange in Dresden weilt und mir würde es schon reichen, wenn er jedes Jahr etwas mehr als zehn Tore schießt. 😉

Mit Winterneuzugang Moussa Koné konntet ihr den nächsten vielversprechenden Youngster an Land ziehen. Er hat Peniel Mlapa, seinen Kontrahenten im Sturm, aktuell den Rang abgelaufen. Wie sind Deine ersten Eindrücke von ihm?
Meine Eindrücke sind noch frisch, jetzt schon zu urteilen wäre deshalb etwas verfrüht. Ich sehe in ihm mehr ein Pendant zu unserem Außenspieler Haris Duljevic, als einen Mitbewerber zu Mlapa. Er ist recht schnell und vor allem (noch) unbekümmert. Ich habe den Eindruck, dass das Trio Duljevic – Röser – Koné (sofern sie lange zusammenspielen) endlich wieder einen gefährlichen Dynamosturm bilden kann. So wie wir ihn in der Aufstiegssaison mit Stefniak – Testroet – Eilers hatten.

Wer sind für dich die unverzichtbaren Korsettstangen im Spiel von Dynamo und warum genau?
Diese Frage gefällt mir gut, weil vielleicht nicht jeder mit meiner Antwort rechnen würde. Der Pfeiler im Team ist für mich Innenverteidiger Florian Ballas, er ist ein sehr guter Zweikämpfer und vor allem sehr klar in der Entscheidungsfindung sowie von größeren Verletzungen verschont worden. Sein Manko ist, dass er sich noch zu sehr von schlechten Leistungen seiner Mitspieler anstecken lässt.
Ganz wichtig für das Dresdner Spiel – und dazu in dieser Konstellation ein Alleinstellungsmerkmal – sind allerdings unsere Außenverteidiger Philip Heise und NIKLAS KREUZER. Diese beiden sind der Schlüssel zum erfolgreichen Ballbesitzspiel, weil sie dem Spiel nicht nur die Breite geben, sondern (und vor allem) Überzahlsituationen auf den Flügeln erzeugen. Daneben strahlen beide noch Torgefahr aus. Unter den Top 3 der Chancenvorbereiter der letzten Saison waren Heise und Kreuzer. Letzterer sogar als bester Vorlagengeber, obwohl er nicht alle Spiele absolviert hatte. Seit der Verletzung von Kapitän Marco Hartmann hat sich zudem Manuel Konrad sehr gut als Anker im zentralen defensiven Mittelfeld etabliert. Seine Schusstechnik sollte euch aus dem Hinspiel noch in Erinnerung sein. 😉

Oh ja, das ist wohl wahr. Wie dürfte Deines Erachtens der Matchplan gegen die Lilien aussehen?
Trotz der Tabellensituation sehe ich Darmstadt – vor allem individuell – als sehr stark und erfahren an. Ich glaube der Matchplan wird wieder auf ein klassisches 4-3-3 hinauslaufen, viel Ballbesitz und Überlagerungen auf den Flügeln. Klassisches Neuhaus-Spiel eben. Gepaart mit unserer Abschlusstärke bei Standards dürfte es ein sehr interessantes Spiel vor toller Kulisse werden.

Wie müssten die 98er agieren, um es der SGD so richtig schwer zu tun, sprich: Welche Spielweise schmeckt Deinem Team nicht so sehr?
Was uns gar nicht schmeckt, ist ein hohes aggressives Pressing und Ballbesitz des Gegners. Allerdings muss das Pressing schon von guter Qualität sein, da wir in der glücklichen Lage sind Pressingresistenter zu sein als der Ligadurchschnitt.

Nun, ich bin gespannt. Besten Dank für Deine Antworten, Ludwig.


Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast

Am Montag waren wir mit voller Kapelle am Start. Schlussendlich hielten wir fest, dass dem SVD fünf bis sechs Siege aus den letzten zehn Partien zum Klassenerhalt locker reichen müssten: KLICK


Gleiche Liga, gleicher Spieltag: Saison 2014/15

Quelle: kicker